Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste, von G.D.Krummacher

4. Januar

 

Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.
Jes. 30,15
Was Gott verheißen hat, kann er tun, wird er tun, und wird's in rechter
Ordnung, Zeit und Maß tun, denn er sagt's und tut's auch, und was er zusagt,
das hält er gewiss. An dieser Verheißung sich haltend, steht der Glaube fest,
und sieht der Erfüllung derselben ruhig und zuversichtlich entgegen. Wer
glaubt, wie die Schrift sagt, ist der, durch Christus so überschwänglich über
allen irgend gegründeten Zweifel erhabenen, nun noch immer durch die
Sakramente versiegelten Liebe Gottes gewiss. Er findet kein Bedenken, dafür
zu halten, dass derjenige, der seines eigenen Sohnes nicht verschonte,
sondern ihn für uns dahin gab, uns nun auch ganz gewiss mit ihm alles
schenken werde. Dies macht seine Seele still und gelassen, in was für
Verhältnisse ihn sein Gott auch zu führen für gut findet. Öffnet sich vor ihm
ein glühender Ofen, oder eine Grube grimmiger Löwen, in welche ein
Nebukadnezar ihn zu werfen befiehlt: wer glaubt, bleibt gelassen und weiß,
dass Gott ihn wohl erretten kann; sollte er's aber nicht wollen, so hat das
auch nichts zu sagen. Soll Leib und Seele verschmachten, dennoch bleibt er
an ihm. Im finstern Kerker, in Ketten und Banden, stimmen Paulus und Silas
Loblieder an. Sobald das Wort: "Meine Gnade ist dir genug, und meine Kraft
ist in den Schwachen mächtig" im Glauben aufgenommen ist, legt sich das
eilende Verlangen, je eher, je lieber der Faustschläge Satans überhoben zu
sein. Das Herz wird stille und sagt: so will ich mich denn am liebsten meiner
Schwachheit rühmen, denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.


Ich habe ihm mich ganz ergeben;
Und dies ist nun mein innig Flehen,
Dass doch in meinem ganzen Leben
Sein Wille mög' an mir geschehen.

 

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