"Und
soll nicht mehr gehört werden die Stimme des Weinens."
Die
Verklärten weinen nicht mehr, denn aller äußere Anlass zur Traurigkeit ist
weggenommen. Dort gibt's keine gebrochenen Freundschaften; im Himmel gibt's
keine getäuschten Hoffnungen mehr. Armut, Hunger, Gefahr, Verfolgung und
Verleumdung sind dort unbekannt. Kein Leiden betrübt; kein Gedanke an den Tod,
kein Verlust mehr macht traurig. Dort weint man nicht mehr, denn dort ist
vollkommene Heiligung. Kein "arges, ungläubiges Herz" verstößt sie
mehr von dem Angesicht des lebendigen Gottes; sie stehen ohne Fehler vor seinem
Thron und sind vollkommen gleich geworden dem Ebenbild seines Sohnes. Dort dürfen
sie wohl aufhören zu trauern, die aufgehört haben, Sünde zu tun. Sie weinen
nicht mehr, weil alle Furcht vor Veränderung und Wechsel verschwunden ist. Sie
wissen, dass sie ewiglich geborgen sind. Die Sünde ist ausgeschlossen, und sie
sind eingeschlossen. Sie wohnen in einer Stadt, die nie kann erstürmt werden;
sie sonnen sich in den Strahlen einer Sonne, die nie untergeht; sie erquicken
sich aus einem Strom, der nie vertrocknet; sie brechen Früchte von einem Baum,
der seine Blätter nie verliert. Unzählige Weltenjahre mögen vorüberziehen, aber
die Ewigkeit erschöpft sich nie, und so lange die Ewigkeit dauert, so lange
währt auch ihre Unsterblichkeit und Seligkeit. Sie sind allezeit bei dem Herrn.
Sie weinen nicht mehr, weil alle Sehnsucht gestillt, alles Wünschen erfüllt
ist. Sie können nichts wünschen, was sie nicht schon besäßen. Auge und Ohr,
Herz und Hand, Erkenntnis, Vorstellungskraft, Hoffnung, Sehnsucht, Wille und
alle Seelenvermögen sind vollkommen befriedigt; und so unvollkommen auch unser
jetziges Wissen von dem ist, was Gott zubereitet hat denen, die Ihn lieben, so
wissen wir durch die Offenbarung des Heiligen Geistes doch genug davon, dass
die Seligen im obern Heiligtum unaussprechlich selig sind. Die Freude Christi,
die eine unendliche Fülle der Wonne ist, wohnt in ihnen. Sie baden sich in dem
unergründlichen, uferlosen Meer unendlicher Glückseligkeit. Dieselbe
freudenvolle Ruhe bleibt uns aufbehalten. Vielleicht ist sie schon nahe. Über
kurz oder lang wird die Trauerweide, daran wir unsre Harfen aufhängen,
vertauscht mit dem Palmenzweig des Sieges, und die Tautropfen der Sorgen
verwandeln sich dann in die Perlen ewiger Wonne.
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