Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste, von G.D.Krummacher

3. Januar

 

Aber nun, Herr, du bist unser Vater; wir sind Ton, du bist der Töpfer; wir
sind alle deiner Hände Werk.

Jes. 64,8
So betet die Kirche. Sie stellt dich dem Herrn als Ton dar, der an sich keine
Gestalt noch Schönheit hat, sich auch keine geben kann, aber doch begehrt,
ein Gefäß dem Herrn brauchbar und zur Ehre zu werden. Ein Töpfer bereitet
aber aus dem Ton manche schöne, ja prächtige und kostbare Gefäße, denen
man den schmutzigen Ton nicht mehr ansieht, sondern die eine zierliche und
schöne Gestalt und Farbe, Gold, Silber und Blumen an sich haben, und zum
Nutzen und zum Zierrat dienen. Gott kann aus uns etwas Herrliches bereiten,
obwohl wir von Natur ein hässlicher Ton sind, obschon wir uns selbst nicht
zubereiten können. Ja, er will es auch aus Gnaden tun, will unser Töpfer
sein, wenn wir uns nur in seine Hände legen und nicht widerstreben. – Ein
Töpfer muss aber viele Arbeit mit dem Ton vornehmen, ehe ein Gefäß daraus
wird. Er muss ihn z. B. von Sand, Steinen und sonstigem Unrat reinigen, die
sonst alle Bearbeitung hindern würden; und je edler das Gefäß werden soll,
desto genauer muss diese Reinigung geschehen. Demnächst wird er
geknetet, gestampft, geschlagen, damit er recht geschmeidig und genehm
werde; dann kommt er auf die Töpferscheibe, und es wird durch die Hand
des Künstlers ein Gefäß daraus gemacht, das aber auch nur eine Gestalt
ohne Schönheit hat. Alsdann wird bemalt, und je nachdem es ein köstliches
Gefäß werden soll, werden Gold, Silber und kostbare Farben gewählt, und
die Figuren mit Sorgfalt aufgetragen. Endlich wird's in's Feuer gebracht und
bekommt da seine Vollendung.
Auf eine ähnliche Weise macht's der himmlische Töpfer mit den Seelen.
Da gibt's manche Schläge und verschiedene Bearbeitungen, die oft sehr
schmerzhaft sind; da kommt manche Hitze der Anfechtung und endlich der
Tod. Aber dies alles dient zum Zwecke. O, möchten wir nur so wenig
widerstreben, wie der Ton seinem Töpfer!


Das ist's allein. Was er von uns begehrt,
Zum Seligsein, das unaufhörlich währt:
Und o! wie gut
Hat's, wer das kindlich tut,
Und wiederholt es täglich;
Des Glücke ist unsäglich.

 

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